Was ist nur mit Deutschlands Männern los? Was ist überhaupt los? Es gibt scheinbar keine Normalität mehr. Immer öfter kommt mir zu Ohren, dass sich wieder jemand aus unseren Freundes- und Bekanntenkreis getrennt hat. Lange Jahre intensiver Zweisamkeit sind heute kein Garant mehr für ein Zusammenbleiben „bis dass der Tod“ einen scheidet. Im Gegenteil. Vielen Männern scheint eine Sicherung durchzuknallen und mit 35-40 meinen sie nochmals zu Heldentaten aufbrechen zu müssen. Welche Intention dahinter steckt, bleibt mir leider verborgen. Da wird Heim und Haus, Frau und Kind, Bekannte und Freunde abgeschüttelt, wie Wasser aus dem Fell eines Hundes. Ohne einen einzigen Gedanken zu verschwenden, wendet man sich den vermeintlichen Freuden des Lebens zu. Jetzt oder nie ist das Motto. Das ganze muss, meiner Meinung nach, eine nicht steuerbare hormonelle Sache sein. Ganz ähnlich dem Klimakterium der Frau. Jeder, der nur zwei Sekunden nachdenkt, würde sich im Sessel zurücklehnen und sagen: „Eigentlich geht es mir ganz schön gut“! Aber nicht der durchschnittliche Deutsche „Mitte Dreißiger“. Angestachelt von Gerüchten aus seinem Freundeskreis, über nie enden wollende Abschlepp-Partys, die immer mit wildem Sex mit einer Frau mit Traummaßen enden, verkündet der „Macher“ seiner zukünftigen Exfrau seinen Entschluss. Auf die „Warum denn nur?“-Frage, kommt ein schön angelerntes „Ich will wieder leben“, „Ich brauche mal ein wenig Zeit für mich“ oder ein ähnlich dummer Spruch der so schon 1000-mal Verwendung fand.
Ich bin ein Ladykiller
Sicherlich gibt es Männer, die Mitte 30, Anfang 40 aussehen wie George Cloney oder sonstige Frauenschwärme. Doch bitte, liebe Männer, seid gnadenlos ehrlich. Kein Six-Pack, mehr Six-Rolls zieren den Bauch, das Haar nicht nur leicht angegraut, sondern komplett verschwunden oder in spärlichen Fetzen vom Hinterkopf hängend. Kein Porsche, Ferrari oder sonstige Frauenautos in der Garage. Ein Bankkonto, das dünner als das Haar ist. Ein Job im Großraumbüro. Bald geschieden, mit unterhaltspflichtiger Frau und zwei Kindern. Jetzt, liebe Männer, schaut in den Spiegel und sagt mit fester Stimme: „Ja, ich bin ein Ladykiller!“.
Wenn ihr dann ohne jegliche Objektivität, den Schritt wagt und Euch in Euer neues Leben stürzt, ja dann viel Spaß.
Wer von den angepassten Weicheiern dann genug „Arsch in der Hose“ hat, verlässt seine Frau und versucht ein neues Leben zu beginnen. Die weniger von Konsequenz beseelten freuen sich über typische Männertage wie: Vatertag, Tanz in den Mai oder Karneval. Tage, an dem es fast jeder Mann schafft, zumindest einmal mit einem weiblichen Wesen zu reden. Wie gesagt fast, nicht jeder.
Ein neues Leben
So einfach ist das gar nicht. Erstmal eine Wohnung finden und einrichten (so billig sind Möbel natürlich nicht). Es versteht sich von selbst, dass das 45 qm-Appartement wie ein Loft mit 1000 qm von Brad Pitt eingerichtet sein muss, oder? So, gesagt, getan. Wenn „Mann“ dann nach 4-12 Wochen sein neues Leben eingerichtet hat (sofern die Möbelhäuser mitspielen), stellt der neue „Frauenschwarm“ mit Erschrecken fest, dass ja gar keiner mehr die Wäsche wäscht und bügelt. Essen kocht und einkaufen geht. Flurwoche ist auch noch und das Badezimmer muss ja auch noch geputzt werden. (Dort liegt noch die Schambehaarung der letzten Ganzkörperrasur, haben doch die ganzen Prominenten auch). Fenster putzen wäre auch gut und Bett beziehen sowieso.
Somit ist die Woche dann schon wieder um. Natürlich wieder nicht im Fitness-Studio gewesen (wann auch?)! Die täglich zu erledigenden Dinge holen einen ganz schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Einsam sitzt „Mann“ erschöpft bei einer Flasche Billigbier vor dem Fernseher (ist die Rate dafür eigentlich schon bezahlt?) und fiebert dem Wochenende entgegen.
Nur noch drei Tage, dann ist Samstag. Alle neuen „Helden“ wollen in den Kampf ziehen, um sich schön gepflegt zu betrinken und dann natürlich noch einige Models „flachlegen“. Mit 10 Leuten soll es rund gehen. Karl-Heinz, Detlev, Holger, die in Scheidung leben. Horst und Jürgen, die wieder bei ihren Eltern eingezogen sind und fünf andere, die irgendwie zu irgendwem gehören. Doch schon am Donnerstag sagen die ersten vier ab. Freitag rufen noch Detlev und Jürgen an. Haben kein Geld. Samstagabend steht man dann zu dritt in die Kneipe zum „Vorglühen“. Leider ist es schon fast ein „Verglühen“. Waren wohl schon einige zu viel. Als „Mann“ dann endlich am Tanztempel angekommen ist, wird er abgewiesen: Zu betrunken! Ende vom Lied: Samstagabend alleine vorm Fernseher, mit Billigbier. Sonntag geht natürlich keiner mit, weil ja Montag der stressige Job wieder alles abverlangt. Aber nächsten Samstag ganz bestimmt. Nach einer Woche alleine mit Billigbier, Schnitzeltaxi und Fernseher kommen erste Zweifel auf, ob die Entscheidung nochmals bei null anzufangen richtig gewesen ist. Doch der Samstag scheint der Strohhalm.
Samstag – Tag der Heldenzeugung
Endlich ist es so weit. Adrett angezogen, mit einem gestreiften oder rosafarbenen Hemd, ganz lässig über der Hose getragen, geht es dann los. Komisch, früher war doch rosa immer eine Mädchenfarbe und die Beinausschnitte der Hemden, mhmm. Na ja, machen ja alle so. (PS: Es gibt Hemden für „in die Hose“, diese haben einen Beinausschnitt und sind unten nicht gerade geschnitten. Diese kommen zwangsläufig auch in die Hose! Dann gibt es Hemden die kürzer und gerade geschnitten sind, diese werden dann über der Hose getragen. Das klappt allerdings meist auch nicht, weil die Hemden für „drüber“ tailliert sind und die Taille ist irgendwo zwischen Hausbau und zweitem Kind auf der Strecke geblieben. Rosa ist und bleibt im Übrigen eine Mädchenfarbe und nur Verkäuferinnen, Frauen oder Freundinnen finden das sexy, aber keine Frau, die auf der Suche nach einem echten Kerl ist). „Die Levis 501 geht doch auch immer, oder? Mit den schwarzen Lackschuhen eine super Kombination!“. (PS: Sorry, auch das geht gar nicht! Die 501 war in den 80ern cool und da auch nur mit Stiefeln. Diese Hose ist eine Boot-Cut, also Stiefelhose, und wird auch mit Boots getragen. Schwarze Lackschuhe sind und bleiben Schuhe, die im Office oder zu sonstigen Anlässen getragen werden, aber nicht zum Party machen.)
Trotz oder gerade wegen des optischen Fauxpas, wird dann letztendlich der Einlass in die geheiligten Hallen der unendlichen „Frauenabbekommer“ gewährt. Erstmal ein paar Bier zum warm werden. Leider werden dann aus den „paar“ schnell ein paar zu viel. Völlig enthemmt, stark schwitzend und völlig unverständlich lallend geht es dann auf die Pirsch. Ist ein Opfer ausgemacht, wird es dann unter größten Schwierigkeiten fixiert (ja, nach 20 Bier sieht man doppelt). Die Zunge gehorcht auch mehr den Gesetzen der Strömungsmechanik, als denen der Artikulation. Vorsichtshalber erstmal auf Tuchfühlung gehen, mit festem Griff in den Arm nehmen und hoffen, dass die nassen Achselhöhlen auf der nackten Haut nicht als unangenehm empfunden werden. Die Bierfahne und der Dönerrülpser bleiben ausnahmsweise unerwähnt. Ja genau, das ist es, was Frauen wollen: Von betrunkenen, dicklichen, uniform gekleideten geschiedenen Sozialversagern, welche sich für unwiderstehlich halten, angebaggert zu werden. Die Frauen, die sich dann opfern, kommen in der Regel, nicht in den Genuss von gutem Sex. Betrunken geht „es“ nicht wirklich besser, das ist ein Mythos. Wer auch aufmerksam liest, der hat dann auch festgestellt, dass Männer, die einfach alles hinwerfen, weil das gerade cool ist, nicht darauf bedacht sind, auf die Bedürfnisse anderer einzugehen. Alles in allem ist der Typus, der sein Hemd über der Hose trägt, mit schwarzen Lackschühchen betrunkenerweise alles anbaggert, was entfernt nach Frau aussieht, nicht der Typus Mann, der in irgendeiner Weise im Leben einer Frau stehen sollte.
Fazit: Frauen, es tut mir sehr leid für Euch. Wenn Ihr bis jetzt nicht Euren Traumprinzen gefunden habt und stark in Richtung 30-40 geht, dann gehört ihr wahrscheinlich zu der Sorte Frauen, die vom oben beschriebenen Idioten sitzen gelassen wurde. Bei Euren Frauenabenden werdet Ihr aber leider nur genau diese Art von Männern treffen. Die „Guten“ sind nämlich mit ihren Frauen unterwegs oder sitzen zu Hause und genießen einen tollen Abend mit abschließenden unglaublich gutem (weil vertrauten) Sex. Eure einzige Hoffnung auf den Traumprinzen ist, dass einer aus dem Koma erwacht.
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